„Ich vergesse, was dahinten, strecke mich aber aus nach dem, was vorn ist, und jage auf das Ziel zu, hin zu dem Kampfpreis der Berufung Gottes nach oben in Christus Jesus.“
Phil 3, 13-14
Paulus war Jude aus dem Stamm Benjamin. Er hieß im Anfang Saulus. Seine Eltern waren fromm. Er gehörte anfangs der jüdischen Glaubensrichtung der Pharisäer an; er stammte aus der kleinasiatischen Stadt Tarsus.
Als Kind wurde Saulus im Gesetz des Mose unterrichtet, durch den berühmten jüdischen Schriftgelehrten Gamaliel. Paulus hieß vor seiner Taufe Saulus und war ein fanatischer Eiferer des mosaischen Gesetzes. Bevor er Christ wurde, war er einer der schlimmsten Christenverfolger. Er war auch bei der Steinigung des Erstmärtyrers Stephanus zugegen.
Saulus verfolgte die junge christliche Kirche mit großem Fanatismus, denn sein Ziel war es, die Weiterverbreitung der Botschaft vom auferstandenen Christus für immer zu verhindern. Er handelte aus Unwissenheit, wie er später in einem seiner Briefe erwähnt.
Als er eines Tages auf dem Weg nach Damaskus war, wurde er einer Christusvision gewürdigt und mit Blindheit zurechtgewiesen. In Damaskus traf er den Apostel Ananias und ließ sich von ihm taufen, wie Christus es ihm vorgeschrieben hatte. Danach erhielt Paulus seine Sehkraft wieder.
Von da an wurde Paulus im Laufe der Zeit der größte Verkünder des christlichen Glaubens in der heidnischen Welt. Seine zahlreichen Missionsreisen brachten ihn unter anderem nach Athen, Korinth, Antiochien und Jerusalem. Überall predigte er unter Demütigungen und Verfolgungen den christlichen Glauben, und vielen Heiden erschien die Religion eines gekreuzigten Messias töricht. Doch einige Heiden ließen sich durch die heiligen Schriften überzeugen und waren auch von den Wundern beeindruckt, die Gott durch Paulus und die anderen Apostel wirkte. So wuchs die Kirche innerhalb und außerhalb des römischen Reiches immer mehr.
In Jerusalem wurde Paulus von den Juden, die in ihm einen Glaubensverräter und schlimmen Irrlehrer sahen, mit dem Tode bedroht. Römische Soldaten retteten ihn vor den Juden, die ihn im Tempel beinahe totschlugen. Die Juden verklagten Paulus vor den römischen Statthaltern.
Da Paulus römischer Bürger war und sich auf den Richterstuhl des Kaisers berief, wurde er unter Soldatenaufsicht nach Rom gebracht. Keiner seiner jüdischen Ankläger folgte ihm, als er schließlich vor dem kaiserlichen Richterstuhl erschien. In Rom endete der neutestamentarische Bericht über das Leben des Apostels der Nationen. Der alte Historiker und Chronist, der Kirchenvater Eusebius, beschrieb in seinem zweiten Band über die Kirchengeschichte das übrige Leben des Apostels. Diese alte Kirchenvater schrieb, dass Paulus vor Kaiser Nero erscheinen musste und von Nero in Bezug auf die jüdischen Ankläger freigesprochen wurde. Er lebte weitere zehn Jahre in Rom und machte noch einige Missionsreisen nach Spanien, Gallien und Italien.
Eines Tages, als der Apostel Paulus in Rom lehrte, hörte ein Mundschenk Kaiser Neros die Predigt des Paulus. Er hörte ihmvon einem erhöhten Ort zu, als er aus Unachtsamkeit in die Tiefe fiel und starb. Paulus befahl, ihn sofort zu sich zu bringen. Der Apostel legte seine Hände auf den leblosen Körper und rief den Namen Christi an. Daraufhin wurde der Tote wieder lebendig. Der Mundschenk wurde gläubig und ließ sich taufen.
Als dem Kaiser diese Geschehnisse berichtet wurden, ließ er den Mundschenk zu sich rufen. Er versuchte, ihn vom Glauben an Christus abzubringen. Der Mundschenk antwortete ihm:
„Weder das Jetzige noch das Zukünftige, weder Leben noch Tod können mich von der Liebe Christi trennen.“
Nach dieser Antwort, befahl Nero die gefangenen Christen lebendig zu verbrennen.
Die Wut des Kaisers auf den Apostel Paulus erreichte seinen Höhepunkt, als eine Konkubine des unzüchtigen Kaisers den Glauben an Jesus Christus annahm und sich von ihrem alten Leben abwandte. Dies berichtet der heiliggesprochene Kirchenvater Johannes Chrysostomus in seiner Predigt über „diejenigen, die das Mönchsleben verhindern wollen.“ Diese Konkubine wurde von Nero sehr geliebt. Rasend vor Zorn lästerte er den gefangenen Apostel und nannte ihn einen Irrlehrer und den Mittelpunkt des Drecks in Rom.
Als die Henker Paulus zur Hinrichtung aus Rom herausführten, geschah ein Heilungswunder Gottes durch seinen Apostel:
Eine Frau mit Namen Perpetua hatte durch das Wirken des Teufels ihr rechtes Auge verloren. Als sie den Apostel, der zur Hinrichtung geführt wurde, sah, empfand ihr Herz Mitgefühl für ihn, und sie fing an zu weinen. Paulus sagte zu ihr:
„Frau, gib mir dein (Taschen)tuch, und ich werde es wiederbringen bei meiner Rückkehr!“
Perpetua gab ihm bereitwillig ihr Tuch. Die Soldaten hörten diese Worte und spotteten:
„Warte auf ihn, alte Frau! Der kommt nicht wieder.“
Als sie an der Richtstätte ankamen, banden sie die Augen des Paulus mit dem Tuch der einäugigen Frau. Danach enthaupteten sie ihn, und aus seinem Hals flossen Blut und Milch; sie benetzten seine Gewand. Dieses Tuch wurde übernatürlich und für die Henker unsichtbar Perpetua zurückgegeben. Sie nahm das geheiligte und blutgetränkte Tuch und legte es auf ihr blindes Auge. Ihr Auge empfing Heilung, und sie konnte das Licht der Sonne wiedersehen. Weinend überhäufte sie das Tuch mit Küssen, zeigte allen Menschen ihr geheiltes Auge und rief:
„Der Herr lebt, und es gibt keinen anderen Gott außer dem, den Paulus verkündet hat!“
Die Henker sahen das übernatürliche Eingreifen Gottes und glaubten an Christus. Mutig gingen sie zusammen mit Perpetua zum Kaiser, und verkündeten mit lauter Stimme die Größe Gottes. Der bestialische Nero befahl sofort die Hinrichtung der neuen Glaubenszeugen. Jeder von ihnen wurde auf andere Weise umgebracht: Der Erste wurde geköpft, der zweite wurde mit einem Schwert in zwei Teile gehauen, und der dritte wurde gesteinigt. Perpetua wurde in das Gefängnis geworfen. Dies geschah, weil die göttliche Vorsehung es zuließ, denn die Gemahlin Neros und einige bedeutende Frauen Roms hörten dort die Botschaft Christi und ließen sich taufen. Perpetua wurde schlimm ausgepeitscht und mit einem Mühlstein um den Hals gebunden im Meer ertränkt. Die anderen neuerleuchteten Frauen, die sich weigerten, den Herrn zu verleugnen, wurden geköpft.
Dieses Ungeheuer in Menschengestalt, Nero, brachte seine Mutter Agripina, seine Tante, seine Gemahlin Oktavia und viele andere Verwandte um; schließlich rief er eine allgemeine Christenverfolgung in Rom aus. Doch die göttliche Gerechtigkeit vergalt Nero sein Tun. Das Volk von Rom hasste ihn dermaßen, das er aus seiner Stadt floh und in den dichten Wäldern umherirrte. Die furchtbare Kälte und der schlimme Hunger verursachten seinen raschen Tod. So fraßen die wilden Tiere seinen Leichnam, während seine Seele dem Gericht Gottes übergeben wurde.
Der Heilige Apostel Paulus schrieb vierzehn Briefe bzw. Episteln des Neuen Testaments. Seine Briefe stehen am Anfang der neutestamentlichen Briefliteratur und bilden vom Umfang her den Hauptteil.
Und sie ergriffen ihn und führten ihn zum Areopag und sprachen: Können wir erfahren, was das für eine neue Lehre ist, die von dir vorgetragen wird? Denn du bringst etwas Fremdartiges vor unsere Ohren; deshalb wollen wir erfahren, was diese Dinge bedeuten sollen! Alle Athener nämlich und auch die dort lebenden Fremden vertrieben sich mit nichts anderem so gerne die Zeit, als damit, etwas Neues zu sagen und zu hören.
Nun hat zwar Gott über die Zeiten der Unwissenheit hinweggesehen, jetzt aber gebietet er allen Menschen überall, Buße zu tun, weil er einen Tag festgesetzt hat, an dem er den Erdkreis in Gerechtigkeit richten wird durch einen Mann, den er dazu bestimmt hat und den er für alle beglaubigte, indem er ihn aus den Toten auferweckt hat.
Als sie aber von der Auferstehung der Toten hörten, spotteten die einen, die anderen aber sprachen: Wir wollen dich darüber nochmals hören! Und so ging Paulus aus ihrer Mitte hinweg. Einige Männer aber schlossen sich ihm an und wurden gläubig, unter ihnen auch Dionysius, der ein Mitglied des Areopags war, und eine Frau namens Damaris, und andere mit ihnen.